Internatsleben

Ihr seht, ich bin heraufgestiegen...

06. Juli 2023

Ein Richtfest besonders auch mit und für die Kinder, die am Gabrieli-Gymnasium lernen, musizieren und v. a. auch im Internat leben, wollten die Zimmerleute und Handwerker anderer Gewerke mit den Bauherren feiern - und wir waren mit dabei. Ein einmaliges Erlebnis für Klein und Groß!

Bei dieser Feier, die mit dem Abschluss der Errichtung des Dachstuhls einen wichtigen Schritt des Hausbaus markiert und die den Bauleuten Glück bringen und das Haus vor Unheil schützen soll, wird auf dem noch ungedeckten Dach ein mit bunten Papierbändern geschmückter Richtbaum angebracht. Traditionell hält einer der Zimmerleute eine kurze Rede, den sogenannten Richtspruch. Darin dankt er Auftraggebern, Planern und Handwerkern und bittet um den Segen für das Haus. Nachdem der Redner mit einem Glas Wein - bei uns war's Apfelschorle - auf das Wohl der Bauherren getrunken hat, wirft er es zum Schluss vom Dach - denn Scherben bringen bekanntlich Glück!

Richtspruch:

Ich bin mit Vergnügen heraufgestiegen, um die Gäste zu ehren und ein Gläschen zu leeren. Wohl an den Zimmerspruch geschieht, ihr alle die mein Auge sieht. Ich jetzt soll unterhalten, seid mir gegrüßt ihr Jung und Alten. Bei diesem schön gezierten Strauß ruf ich mit lauter Stimme aus: Gott Lob und Dank, das Haus ist fertig und nur des Segens noch gewärtig! Ach nein, wie leicht man sich verspricht, ganz fertig ist das Haus noch nicht. Ich wollte nur vor Freude sagen, Gott Lob und Dank ist aufzuschlagen. Der frohe Tag ist endlich da, dem ich sehnend entgegensah. Nach manchem Hieb, manchem Schlag und manchem frostigen Arbeitstag. Ward dieses stolze Werk vollbracht, mit Eifer und mit viel Bedacht, der zweite Teilabschnitt vollbracht, drum haben wir gedacht: Die alten Gemäuer zu modernisieren, um weiterhin fröhlich zu musizieren. Wir finden uns heut hier ein, um einmal dankbar zu sein. Bis es der Maurer jetzt verschmiert, der Schreiner dielt und der Glaser ziert. Der Schlosser endlich wird beschließen und manche Woche wird zerfließen. Doch nur Geduld, es kommt die Zeit, wo endlich diese Handwerksleut den Bauplatz einmal ganz verlassen und ihn den Gabrieli-Schülern überlassen. Lasst euch das neue Schulhaus fein, Ansporn zu neuem Fleiße sein. Schon bald wird man hier unterrichten, von Gott der Welt und euere Pflichten. Ihr Kinder flieht den Müßiggang, besucht die Schule ohne Zwang. Die Stunden, da ihr lernen sollt, sind köstlicher als blankes Gold. Schüler und Lehrer, die stellen klar, dass ihre alte Schule zu klein geworden war. Mehr Raum, der muss nunmehr her. Ein Platz, an dem sich alle geborgen fühlen, für Fröhlichkeit zum Lernen, Spaß zusammen und noch vieles mehr. Der Hausherr hörte diese Worte und fasste den Entschluss. Vergab den Auftrag an die Architekten, weil etwas geschehen muss. Alles sollte neu und geräumig werden. Oft wird schon gesprochen und geplant, so dass nach langen Jahren endlich ging an seinen Start. Vieles gab es zu bedenken und in die richtigen Bahnen zu lenken, ein Projektsteuerer, der musste her. Die Zeit war knapp und ständig hielt man uns auf Trapp. Die Architekten mit Plänen, stets gut gerüstet und in guter Partnerschaft. Ein Glas mit Rebensaft trink ich auf unsere Bruderschaft! Das zweite sei der Obrigkeit entsprechend mit Respekt geweiht. Nun ist das Glas wohl ausgeleert und weiter für mich nichts mehr wert. Drum werf ich es zu Boden nieder, zerschmettert braucht es keiner wieder. Doch Scherben bringen Glück und Segen, der Bauherrschaft auf allen Wegen. Prost!