Internatsleitung

StD Manfred Roppelt
Leiter des Internats und Tagesheims seit 2014

Fächer: Deutsch, Geschichte, Sozialkunde, Ethik

„Das Internat ist ein Zuhause auf Zeit. Was wir den Schüler mitgeben wollen, ist auf jeden Fall viel Selbständigkeit. Sie sind sehr viel mehr selber verantwortlich für das, was sie tun und nicht tun, weil nicht dauernd jemand hinter ihnen steht und sie an alles erinnert. Außerdem wollen wir Gemeinschaftssinn fördern: Beim „Offenen Wochenende“ habe ich wieder gemerkt, dass es gut funktioniert und ihnen Spaß gemacht hat, als sie gemeinsam gekocht haben. Das zeigt die besondere Gemeinschaft. Und was natürlich auch ganz wichtig ist: Schulischer Erfolg. Ziel ist, dass jeder das Internat mit dem Abitur verlässt.“

Was, glauben Sie, schätzen die Internatsschüler an Ihnen als Internatsleiter?
Eine schwierige Frage – weil ich vielfach ja auch in ihren Augen derjenige bin, der manche Wünsche nicht erfüllen kann oder Fehlverhalten ahnden muss. Ich hoffe, dass sie schätzen, dass ich ein sehr offener Mensch bin, der auf die Leute zugeht und der auch versucht, immer eine Lösung für alle Beteiligten zu finden.

Welche Eigenschaften machen für Sie einen guten Internatsleiter aus?
Ein guter Internatsleiter muss zunächst für ein gutes Klima im Internat sorgen. Das heißt, er steht zwischen Schülern, Eltern, Lehrern und Erziehern. Was das Verhältnis zu den Schüler betrifft: Entscheidungen müssen klar und begründet sein. Außerdem muss sich der Internatsleiter auch im Notfall als Chef hinter seine Erzieher stellen. Das Dritte ist: Manchmal haben die Eltern überzogene Erwartungen an das Internat oder in der Erziehung Probleme. Da muss ich auch eine Vermittlungsposition einnehmen.

Wie war die Umstellung für Sie, als Sie Internatsleiter wurden?
Für mich war es ganz schwierig, dass ich so viel Neues dazulernen musste, also z. B. Gespräche bezüglich der Personalsituation führen, dann die Organisationsarbeit und den Dienstplan erstellen. Das ist nicht so einfach und man muss auch überlegen, ob das bisherige Konzept für einen selbst passt.

Glauben Sie, dass die Internatsschüler (was die Zukunft angeht) einige Vorteile im Vergleich zu den anderen Schülern haben?
Internatsschüler müssen relativ früh Selbständigkeit lernen, weil sie beispielsweise allein zum Arzt gehen müssen. Zum anderen können sie sicher auch davon profitieren, dass hier eine große Gemeinschaft herrscht. Einsamkeit kommt hier nicht vor. Das kann mal stressig sein, aber man kann auch viel daraus lernen.

Was würden Sie retten, wenn die Schule brennt, und alle Schüler schon draußen sind?
Es gibt zwei Möglichkeiten. Zum einen der Computer – mein zweites Gehirn. Das ist das eine, weil viel Arbeit in den gespeicherten Daten steckt. Das andere ist wichtiger: Wenn ich könnte, würde ich das barocke Treppenhaus und vor allem das Deckengemälde retten, weil es unwiederbringlich verloren wäre. Als Historiker wäre mir die Architektur von Gabriel de Gabrieli, dem Namenspatron von Schule und Internat, dann wohl wertvoller.


StRin Christine Lutz
Stellvertretende Internatsleiterin seit 2013

Fächer: Deutsch, Geographie



„Die Arbeit im Internat bereitet mir viel Freude, weil ich die Gelegenheit habe, die Kinder und Jugendlichen richtig kennenzulernen. So wollen wir auch eine freundliche, familiäre Atmosphäre des Zusammenlebens schaffen. Das fordert einerseits heraus, ist aber andererseits auch sehr interessant und erfüllend.“

Was sind Ihre Ziele bei der Arbeit im Internat?
Das Internat soll ein Zuhause auf Zeit sein. Zwar dürfen die schulischen Leistungen nicht aus dem Blickfeld rücken, aber wir wollen nicht nur die strengen Erzieher sein, sondern auch ein Stück weit normal mit den Schülerinnen und Schülern leben, wie sie es aus Familie und Freundeskreis kennen. Allerdings denke ich, dass wir an der Verbesserung des Zusammenlebens unserer Internatsfamilie stetig arbeiten müssen, damit sich die Schülerinnen und Schüler im Internat wohlfühlen und auch die Erzieherinnen und Erzieher gerne dort sind.

Sie wechseln gewissermaßen während ihrer alltäglichen Arbeit zwischen Lehrerinnen- und Erzieherinnenrolle. Ist dieser Spagat zwischen Distanz und Nähe problematisch oder schwierig?
Ich habe mir lange Gedanken gemacht, wie ich mit dieser Diskrepanz umgehen soll. Man überlegt doch sehr genau, wie viel Nähe der Schülerinnen und Schüler man zulassen darf. Letztendlich hat aber, man könnte es fast so bezeichnen, mein Herz, das für die Internatskinder schlägt, über den Verstand, die Bedenken gesiegt. Ich werde zwar immer die Lehrerin Frau Lutz bleiben, der man im Rahmen der Schule, v. a. im Unterricht, mit der entsprechenden Distanz begegnen muss, zumal ich hier auch bewerten und alle gleich behandeln muss und auch kann! Bin ich auf der anderen Seite aber im Internat, möchte ich für unsere Internatsschülerinnen und –schüler eine Bezugsperson sein, die sich für die Bedürfnisse „ihrer Kinder“ interessiert, mit Rat und Tat zur Seite steht und sich für ihr Wohl einsetzt. Dann kommt es schon einmal vor, dass man eine Schülerin, die vom Heimweh geplagt ist, in den Arm nimmt, um sie zu trösten!

Können Sie uns ein Beispiel nennen, an dem man sieht, dass man von einer Internatsfamilie, wenn auch auf Zeit, sprechen kann?
Momente, die ich immer wieder genieße, sind zum Beispiel die Mahlzeiten, bei denen ich mich gerne an die Tische der Schülerinnen und Schüler setze. Ich fühle mich wohl, wenn wir gemeinsam zu Mittag essen und uns über unsere Erlebnisse austauschen können, über Fröhliches wie Trauriges, über den neusten Klatsch und Tratsch und ganz persönliche Momente. Und ich meine, dass auch den Internatsschülern diese Gespräche wichtig sind!

Was sehen Sie mittel- und langfristig als größte Herausforderungen bei ihrer Aufgabe?
Immer allen Parteien möglichst gerecht zu werden! Im Zentrum unseres Interesses müssen natürlich immer die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen stehen, für die das Internat nicht nur schulischer Lern- und Arbeitsort sein darf, sondern v. a.– wie ich schon zu Beginn des Gesprächs betont habe – ein Zuhause auf Zeit. Dabei müssen wir als Internatsleitung aber auch die Erwartungen und Überzeugungen der Eltern beachten und die Belange unserer Erzieherinnen und Erzieher sowie der Lehrerinnen und Lehrer, die im Internat eingesetzt sind, einbeziehen. Ich spüre, dass darin eine immense Herausforderung liegt, eine größtmögliche Zufriedenheit bei allen Mitgliedern unserer großen Internatsfamilie herzustellen!

Können Sie uns abschließend vielleicht eine lustige Episode, die sich während der Arbeit ereignet hat, erzählen?
Eine eigentlich einfache Frage, die aber schwierig wird, wenn man sich spontan an eine besonders lustige Situation erinnern soll. Vielleicht darf ich stattdessen von einem kleinen, für mich aber besonderen Erlebnis erzählen: Am Samstagabend unseres letzten Offenen Internatswochenendes im Herbst, als die Kinder am Nachmittag Kooperationsaufgaben gelöst und wir abends gemeinsam Pizza in einem speziellen, extra für diesen Abend organisierten Pizzaofen gebackten hatten, ließen einige Schüler den Tag bei einem Film im Fernsehraum ausklingen, andere hörten Musik in ihren Zimmern oder spielten mit ihren Handys. Da bemerkte ich eine kleine Gruppe von Internatskids, die mit zwei Gitarren am Boden im Mädchenstockwerk saßen und Lieder sangen, das von den „Kleinen Wölfen“ ist mir noch am besten in Erinnerung. Ist es nicht schön, wenn Jugendliche alle modernen Medien beiseitelegen und stattdessen lieber gemeinsam Musik machen, v. a. an einem Musischen Gymnasium?